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Das menschliche Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Das ist jedem einzelnen von uns bewusst. Vielleicht beginnt das Leben an sich aber bereits in dem Augenblick, wenn sich Ei- und Samenzelle verschmelzen und immer wieder Teilen. Wenn aus der weiblichen und männlichen Komponente etwas Neues, etwas Gemeinsames entsteht. Ein neues menschliches Geschöpf gebildet wird. Neue Gene sich vermischen, wie bei einem Stoß mit vorsortierten Spielkarten, bei denen die einzelnen Teile an einer anderen Stelle zum Liegen kommen. Bei jedem einzelnen Kind, werden die Karten neu gemischt, die Eigenschaften neu sortiert und in eine neue Ordnung gebracht. Kein neu entstehendes Leben gleicht einem anderen, es sei denn sie entstehen zur selben Zeit und haben daher die gleichen genetischen und kosmischen Voraussetzungen, wie es bei Zwillingen oder Mehrlingen der Fall ist.

Jedes entstehende Leben ist wie eine neue Wortschöpfung aus einer Suppe aus lauter verschiedener Buchstaben. Der Löffel geht in die Tiefe rührt um und holt eine neue Zusammensetzung aus dem großen Universum des Lebens heraus. Jedes Kind bekommt individuelle Gesichtszüge, Körpermaße und Charaktereigenschaften, auch wenn die Eltern gleich sind. Geschwister können ähnlich sein, aber sie sind niemals gleich. Jeder Mensch ist eine ganz eigene Mischung aus seinen Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und aus den Ahnen, denen er angehört. Manche Gene und Eigenschaften sind dominant, setzten sich mehr durch, andere sind selten und gewinnen nur zufällig die Oberhand. Niemand kann vorhersehen, welcher Anteil sich durchsetzen wird und das Rennen macht. Ähnlich wie beim Rennen der Samenzellen, der erste zu sein, der die Eizelle erreicht, kommen auch hier die Stärksten und Schnellsten ans Ziel. Dennoch wird das Kind auch Schwächen und „Fehler“ aufweisen. Denn jede Stärke beinhaltet eine Schwäche und jeder Vorteil ein Nachteil. Nur beides zusammen ergibt die Perfektion des Lebens. Daher hat jeder Mensch Stärken und Schwächen, Schönheit und „fehlerhafte“ Körperstellen, Charakterstärken und -schwächen, Vor- und Nachteile und alles zusammen bedeutet Leben.

Ist ewiges Leben möglich?

Wenn wir uns mit der Frage auseinander setzten wollen, ob ewiges Leben möglich ist, dann müssen wir erst mal definieren, was Leben genau ist. Auf menschlicher Ebene ist das sicherlich einfach, denn dafür benötigen wir einen lebenden Körper. Ein Herz, das selbständig schlägt und eine Lunge die automatisch ein- und ausatmet. Gesteuert wird das ganze vom Hirnstamm, so dass wir uns auf diese beiden lebenswichtigen Aktionen nicht konzentrieren müssen. Der Atmungs- und Blutkreislauf hält unseres gesamten Organismus am Leben. Er sorgt für wichtige Stoffwechselvorgänge und Zellerneuerung, so dass wir als menschliches Individuum existieren. Eine weitere wichtige Rolle spielt unser Geist. Kleine Kinder sind alleine noch nicht lebensfähig und auch alte Menschen mit Demenz können nicht alleine überleben. Sie sind auf Hilfe von außen angewiesen um am Leben zu bleiben. Nur wenn wir uns selbst erkennen, das Leben an sich verstehen, mit allen seinen Gefahren und Angriffen auf unsere Lebensexistenz, sind wir in der Lage zu überleben. Neugeborene müssen dies erst langsam und Schritt für Schritt erlernen, Menschen mit Demenz oder Morbus Alzheimer haben den Bezug zu sich selbst und damit zum Leben verloren. Im ausgeprägtesten Fall existiert nur noch die körperliche Hülle und die menschliche Seele lässt sich nur noch selten erblicken. Hier fehlt die Einheit zwischen Körper, Geist und Seele, die uns am menschlichen Leben erhält.

Unendlichkeit fasziniert viele Menschen

Ewiges Leben hat schon viele Menschen fasziniert und manche sind geradezu besessen davon ewig zu leben. Gerade Menschen, die sehr von sich überzeugt waren oder sind, sind auf der Suche nach der Unendlichkeit. Sie klammern sich an ihre eigene Existenz und haben Angst sich selbst zu verlieren. Dabei ist der Tod nichts wovor man sich fürchten sollte. Er ist einfach nur der Eintritt in eine andere Form der Existenz. Wir Menschen haben eine sehr begrenzte Art der Wahrnehmung, wir erkennen nur, was direkt vor unserer Nase ist. Wir sind blind und taub, gemessen an dem was möglich wäre zu erkennen und zu erfahren. Wir wissen auf Erden nur den Bruchteil, von dem was Leben wirklich ist, denn das Problem ist, dass wir lange Jahre brauchen um zu lernen eigenständig zu sein und später uns selbst zu finden. Umso älter wir werden, umso mehr Erfahrungen haben wir gesammelt und umso mehr verstehen wir was Leben heißt, doch dann beginnen bereits die körperlichen Beschwerden, wir werden körperlich gebrechlich und Krankheiten lenken uns vom eigentlichen Leben ab. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die so gut auf sich achten, ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele bis ins hohe Alter in Einklang bringen, so dass sie hinter den Vorhang des Lebens blicken können. Ich meine damit, dass sie verstehen, dass der Tod keine Gefahr bedeutet, keine Angst hervorrufen muss und niemals einen Verlust darstellt. Keinen Verlust im klassischen Sinn. Der Körper ist nur eine Hülle, die wir uns ausgesucht haben, um uns seelisch zu wandeln. Um zu lernen mehr aus uns selbst heraus zu gehen. Unser Körper ist wie ein Vehikel, dass uns durchs Leben fährt. Es ist nur geborgt – es gehört uns nicht auf ewig. Wie ein Gefäß, dass uns hält und trägt, aber zerbrechlich ist und vergänglich. Das Problem am ewigen Leben ist unser Körper, der sich verbraucht, abnutzt und irgendwann in Teile zerbricht. Ganz gleich, wie gesund wir uns ernähren und, wie wir uns in Watte packen unser menschlicher Körper ist zerbrechlich und endlich. Natürlich kann er bei guter Pflege Jahre halten und später vergehen als bei anderen Menschen. Es gibt immer wieder Menschen, die über hundert Jahre alt werden oder auch noch über zehn Jahre länger. Doch diese Menschen fühlen sich irgendwann einsam und alleine. Schließlich sind alle Menschen mit denen sie aufgewachsen sind bereites in eine andere Art Welt weiter gegangen. Auch wenn sie Kinder haben, können diese bereits im Jenseits sein und sie fühlen sich alleine. Je jünger die Menschen aus ihrem Umkreis werden, umso größer wird die Kluft zwischen ihnen. Schließlich sind sie selbst zu einer ganz anderen Zeit aufgewachsen, hatten andere existenzielle Sorgen, andere Probleme und Ängste. Die jungen Leute haben gelernt anders zu leben, sie verstehen den über hundertjährigen nicht und er versteht die jungen Menschen nicht mehr. Wie mit einer Sprachbarriere sprechen sie unterschiedlich über ein und dasselbe. Denn es ist zu wenig gemeinsame Basis da. Das isoliert und macht einsam und irgendwann beschließt die Seele auch die Basis der Existenz zu wechseln. Denn irgendwann ist nichts mehr da, was einen am menschlichen Leben hält. Und wenn der Wille zu leben aufgehört hat, dann ist es bei einem angegriffenen Körper und gebrochenen Herzen leicht in eine andere Existenz über zu gehen. So gesehen ist es nicht von Nöten sich die Frage zu stellen, ob ewiges Leben in einem menschlichen Körper möglich ist. Denn dies ist kein schönes Ziel.

In Frieden loslassen

Vielmehr ist es erstrebenswert irgendwann in Frieden loslassen zu können. Von dieser Welt zu gehen ohne Schmerz, ohne Kampf und ohne Angst. Wer den Tod nicht fürchtet, kann mit einem Lächeln auf den Lippen hinüber gleiten in die andere Form der Existenz. Derjenige kann loslassen und in Frieden Abschied nehmen. Denn Leben ist mehr als ein Körper der atmet und ein Herz das schlägt. Wir alle sind mehr als das. Wir sind Leben und Existenz. Wir sind geistige und seelische Wesen, die auf dieser Erde wandeln, für einen kleinen Augenblick, für einen Wimpernschlag des ewigen Lebens. Wir alle haben schon immer existiert und wir alle werden auch immer leben – wenn auch in einer anderen Form und Art. Wir können den Vorhang nicht gänzlich lüften und sehen, was hinter dem menschlichen Leben ist. Wenn dann sehen wir nur einen kleinen Teil, von dem was wirklich Leben ist. Leben ist mehr als glauben, es ist mehr als wir wissen und es ist mehr als wir hier sind. Leben ist unendlich, es ist energetisch und es ist eine Tatsache an der niemand vorbeikommt. Wir leben heute hier und morgen dort, aber wir sind existent.

Wir hinterlassen Spuren

Doch etwas anderes ist auch ganz klar, in jedem Augenblick hier auf Erden, den wir als Mensch erleben, erschaffen wir etwas. Wir prägen unsere Umgebung, wir formen und wir geben. Wir hinterlassen alles unsere Spuren, auch wenn die einen tiefer sind, als die anderen. Jeder Mensch hinterlässt seine Energie, sein Elixier, seine seelische Präsenz. Jeder der jemals existiert hat gibt auf Erden etwas von sich weiter. Wie ein Gegenstand der von der Sonne angestrahlt wird bleibt er oder sie wie ein Schatten auf Erden. Seine Erinnerung, sein Abbild, sein Wirken und Sein bleibt auf ewig bestehen, denn er hat die Menschen in seinem Umfeld geprägt, geformt und sie für immer verändert. Jeder Mensch hinterlässt seinen Abdruck, der weitergegeben wird von einem zum anderen. Das ist ewiges Leben, denn nichts geht jemals verloren. Jede Energie lebt weiter – in uns und um uns herum. Die Toten sind so gesehen immer präsent. In unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen. Sie leben ewig, so lange wir leben – so lange bleiben sie in der Existenz. Und wenn wir Kinder bekommen und diese wieder Kinder und Kinder, dann bleibt noch mehr von uns am Leben. Denn ein kleiner Teil von uns selbst bleibt auf ewig in ihren Körpern, in ihren Köpfen, in ihren Genen, Charakterstärken und -schwächen bestehen. Nichts geht verloren – auch wir nicht. Leben ist ewige Existenz.